07. November 1918

Zugereiste Matrosen, Soldaten der Garnison und Arbeiter demonstrierten in Braunschweig. Von einem Lokal am Werder (Nähe Hagenmarkt), wo sich am frühen Vormittag bereits rund 100 Personen versammelten, offenbar um die neuesten Nachrichten aus Kiel zusammenzutragen und die daraus folgenden Schritte zu beraten. Nach der Mittagszeit gehen rund 300 Personen auf die Straße, wo sich weitere Teilnehmer, zum Teil aus den Fabriken und Kasernen, anschließen, um gegen den Krieg zu demonstrieren.

Bis zum späten Nachmittag war der Zug auf mehrere Hundert Demonstranten angewachsen, darunter eine große Zahl von Soldaten, die in verschiedenen größeren und kleineren Zügen und Trupps durch die Stadt marschieren, teilweise motorisiert fahren. Als sich immer mehr Soldaten vor dem Hauptbahnhof sammeln, hält August Merges eine Rede, in der er den Soldaten die Solidarität der Arbeiterschaft übermittelte.

Eine darauf zusammengerufene Sitzung des vor längerer Zeit „Illegal“ gebildeten Exektutivausschusses und Betriebsvertrauensleuten (Obleute) fast den Beschluss, sich mit den Soldaten und ihren Aktionen solidarisch zu erklären sowie am Folgetag in allen Betrieben die Arbeit ruhen zu lassen.

Ein großes Aufgebot – lt. Polizeibericht 300 – 400 – marschiert sodann die Wendenstraße entlang über Hagenmarkt bis zum Sack und befreit gegen Abend Gefangene aus dem Gefängnis am Rennelberg. Anschließend wird der Hauptbahnhof besetzt, während außerdem noch eine größere Gruppe der Demonstranten die Frauen aus dem Rennelberger Gefängnis, deren Befreiung man bei der ersten Aktion einfach vergessen hatte, geholt werden. Besetzt werden außerdem das Schloss, deren Wache sich unter Trommelwirbel bei den Streikenden einreiht, sowie das Polizeipräsidium, wo die Polizisten entwaffnet werden. Polizeipräsident von dem Busch wird verhaftet, ebenso Minister Boden und Oberbürgermeister Retemeyer, die für acht Tage als Gefangene in das Schloss gebracht werden.

Im Laufe der Nacht halten Soldaten der Flieger-Ersatz-Abteilung im Standort Braunschweig mit Akteuren der Arbeiterbewegung noch Besprechungen ab, auf denen die Forderungen der Soldaten festgelegt und die Schritte des nächsten Tages vereinbart werden.