Die Novemberrevolution in Braunschweig

 

  1. September 2018, 18:00 Uhr, Saal im Gewerkschaftshaus
    Die Novemberrevolution in Braunschweig
    Hans-Ulrich Ludewig und Gerhard Wysocki im Gespräch
  1. September 2018, 10:00 – 16:00 Uhr, Seminarraum im Gewerkschaftshaus
    Seminar zum Gesprächsthema mit Gerhard Wysocki

Am 8. November 1918 unterschreibt Herzog Ernst August die Abdankungsurkunde. Zugleich fordert er die, durch ihn ins Amt, ernannten Minister auf, ihm zu folgen. Alle Macht legt er in die Hände des Arbeiter- und Soldatenrates. Einen Tag früher als in anderen Orten im Deutschen Reich.

Die Novemberrevolution in Braunschweig hat insgesamt etwas Besonderes. Schon Jahre zuvor organisierten sich Arbeiterinnen und Arbeiter, um gegen das undemokratische Dreiklassenwahlrecht zu protestieren. Die herzogliche Macht reagierte mit säbelschwingenden Polizisten, hoch zu Ross.

Bedingt durch die Kriegswirtschaft mussten viele Frauen an Stelle der Männer in der Industrie und anderswo arbeiten gehen, die Männer waren an der Front. Jugendliche ab ca. 14 Jahre begannen eine Ausbildung, das bedeutete allerdings, sie waren in der Produktion integriert. Als 1916, kurz vor dem 1. Mai, die Heeresleitung, einen Sparzwang durchsetzen wollte, kam es zum Kräftevergleich. Die Auszubildenden waren nicht bereit die Hälfte ihres kargen Lohnes als Spende für den Krieg herzugeben und streikten. Sie waren erfolgreich. Der Sparzwangerlass wurde zurück genommen. Eine bedeutende Erfahrung für die jungen Menschen, sie konnten sich gemeinsam gegen die Staatsmacht, den Herzog, gegen das Militär durchsetzen.

Zugleich wurde viel gelesen und diskutiert, in der neuen USPD und im Spartakusbund, Marx und Engels, vielleicht auch Bebel, jedenfalls das Erfurter Programm der SPD von 1891 wurde ausführlich bearbeitet. Es war die Grundlage für die Forderungen der Revolution in Braunschweig und anderswo.

Armut, Hunger, die miserable Versorgungslage der Bevölkerung führten ebenso dazu, den Widerstand gegen den Krieg zu verbreitern. Das gesamte öffentliche Leben war auf Krieg ausgerichtet. Hinzu veränderte sich das Stadtbild, immer mehr Invaliden waren zu sehen, immer mehr Familien trauerten um Angehörige. Der Krieg war sinnlos. Der Adel und mit ihm das Militär, hatte abgewirtschaftet.

Die Revolution organisierte sich in den Betrieben. Die GenossInnen der USPD, des Spartakusbundes und Teile der MSPD (die in Braunschweig in der Minderheit war) gingen aus der Frühschicht heraus, auf die Straße, besetzen die wichtigen Orte in der Stadt: Bahnhof, Telegrafenamt, Polizei und schließlich das Schloss. Der Herzog ging. Die Revolution hatte gesiegt ohne dass ein Schuss gefallen war. Ruhe und Ordnung stand auf der Tagesordnung, kein chaotisches Durcheinander.

Erste Maßnahmen, Gesetze, Verordnungen legten den Grundstein zum Umbau der Gesellschaft. Die Baustelle Demokratie begann ihre Erfolgsgeschichte, auch wenn der Kapitalismus nicht abgesetzt, der Sozialismus nicht realisiert wurde.